Wir zerstören unsere Artenvielfalt nach Plan

 

Z e r s t ö r u n g   d e r   A r t e n v i e l f a l t

Feldraine und  Straßenränder – bedrohte Rückzugsgebiete

Jeder, der im Freien unterwegs ist und sich einen Blick für unsere Naturschönheiten bewahrt hat, wird feststellen, dass unsere Landschaft immer weiter verarmt. Hochragende, mächtige Bäume sind kaum mehr zu sehen. Irgendein Grund findet sich immer, sie zu fällen. Bäume, denen man ihr Alter anmerkt, weil sie z.B. dürre Äste haben, werden mit Vorliebe umgesägt. Dabei weiß der Naturfreund, dass gerade sie so wichtig für unsere Tierwelt sind. Vögel, vor allem Höhlenbrüter, Fledermäuse, Insekten und andere Tiere brauchen einen alten Baum mit Löchern und teilweise losgelöster Rinde. Dieser Lebensraum ist kaum zu ersetzen. Oft wird ein alter Baum, selbst wenn er weit von jeder Straße entfernt steht, so verstümmelt, dass er nur ein trauriges Zerrbild seiner selbst ist.

Vor etwa 30 Jahren gab es noch zahlreiche Dorfbäume, die nun fast alle verschwunden sind. Das Ortsbild wurde durch diese „Riesen“ auf eindrucksvolle Weise geprägt.

Eine weitere Welle der Zerstörung richtet sich gegen Hecken. Es ist kaum zu fassen, mit welcher Energie und welchem Arbeitseinsatz hier gegen die Natur vorgegangen wird. Die bürokratische „Pflege“ ist geradezu zur Manie geworden. Man hat das Gefühl, dass Arbeitskräfte und Maschinen gedankenlos eingesetzt werden, weil sie eben vorhanden sind. Mit großer Rücksichtslosigkeit wird gemulcht, verstümmelt, ausgedünnt, so dass von einer Hecke nur Reste übrig bleiben. Als traurigen Trost bekommt man zu hören, dass ja alles wieder nachwachse. Das „Auf den Stock setzen“ wird bis zum Übermaß praktiziert. Das Ergebnis ist, dass Hecken mitunter ganz zerstört werden oder zumindest lange Zeit für die Tierwelt verloren sind. Durch diese starke Verringerung der Lebensräume haben wir einen Zustand erreicht, der sehr vielen Tieren und auch seltenen Pflanzen in der Natur kaum mehr eine Überlebenschance lässt. Die Vorstellung übrigens, dass in der Flur alles „sauber“ sein müsse, welcher man häufig begegnet, gründet auf einem völlig menschbezogenen Denken, das der Tier- und Pflanzenwelt keine Achtung mehr entgegenbringt. Diese Einstellung herrscht auch in der Gartengestaltung vieler unserer Zeitgenossen vor. Der moderne Mensch, der weit mehr mit Apparaten Umgang hat als mit der Natur und oft schon halb in künstlichen Welten lebt, scheint die „Wildnis“ nicht mehr ertragen zu können.

Ein weiteres Übel ist das viel zu häufige und viel zu breite Mähen an Wegrainen und Straßenrändern, wobei man sich nicht scheut, auch in Flur und Wald einzudringen. Kaum haben die schönen Wildblumen zu blühen begonnen, fallen sie schon der „Pflegebürokratie“ zum Opfer. Dass dabei wichtige Biotope für Insekten beseitigt werden, die ihrerseits wieder Nahrung für viele Vögel sind, scheint nicht bekannt zu sein. Inzwischen verhält es sich so, dass die härteste Zeit für unsere gefiederten Freunde Frühjahr und Sommer darstellen, wenn Nahrung für den Nachwuchs herbeigeschafft werden muss. So manche Brut verhungert, weil eben zu wenig gefunden wird. Auch Igel werden bei den modernen Mähtechniken stark in Mitleidenschaft gezogen.

Meist lassen behördlich angeordnete Maßnahmen nicht nur eine innere Verbundenheit mit der Natur und einen ästhetischen Blick für die Landschaft vermissen, sondern auch ein fundiertes Wissen über jene Bereiche. Der industrialisierten Landwirtschaft, die riesige Flächen ausgeräumt hat, stehen die wenigen Überreste unserer einstigen Vielfalt gegenüber, die seit Jahren leider schutzlos der menschlichen Unvernunft ausgeliefert sind.

Wer stellt sich schützend vor unsere Natur? Von politischer Seite war und ist diesbezüglich nicht viel zu hören. Die Medien greifen zwar hier und da einen Frevel auf, bringen bisweilen einen Leserbrief , sind aber insgesamt sehr wenig geneigt, richtig Druck gegen die Zerstörung unserer Heimat zu machen. Die Naturschutzverbände (BUND/ NABU / LBV etc.) und Stellen, wie die Obere oder Untere Naturschutzbehörde haben viel zu wenig Einfluss, um den Zerstörungen Einhalt gebieten zu können, obwohl oft guter Wille und das Wissen um die Probleme vorhanden sind.

Wie wird es weitergehen? Genauso wie bisher! Jede noch so sinnlose Aktion wird mit irgendwelchen, oft an den Haaren herbeigezogenen Argumenten begründet. Die Verlierer sind unsere Tier- und Pflanzenwelt, aber auch die Menschen, die sich den Blick für das Schöne bewahrt haben.