Zerstörung der Artenvielfalt

 Wie Staat & Kommunen Straßen- und Feldraine zu Tode „pflegen“

gmrkjgou2r img 0860

Jeder, der sich mit der Natur beschäftigt, weiß, dass seit Jahrzehnten eine immer stärkere Verarmung in der heimischen Tier- und Pflanzenwelt stattfindet. Die Gründe hierfür sind vielfältig.

Ein ganz wichtiger ist die industrielle Landwirtschaft, die mit Ausräumung der Fluren, mit Monokultur und Gifteinsatz riesige Flächen zu Ungunsten der Natur in Beschlag genommen hat. Feldraine und große Bäume sind aus der Landschaft verschwunden. Kleinbiotope, die einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen einen Lebensraum boten, wurden zerstört. Viele Lebewesen waren gezwungen, sich auf noch verbliebene Lebensräume zu beschränken, aber selbst diese sind nun seit einigen Jahren durch ein neues Konzept bedroht, nämlich die bürokratische „Pflege“.

Im Folgenden komme ich auf die viel zu übertriebenen Mähmaßnahmen in unserem Land zu sprechen:

Diese beginnen meist viel zu früh im Jahr, oft schon Ende April, wenn also gerade die ersten Wildblumen blühen, und sind viel zu breit angelegt. Aus Sicherheitsgründen“ wird selbst an kaum befahrenen Straßen und Wegen mit Maschineneinsatz großflächig alles weggemulcht. Ein kleiner Streifen von 0,5 – 1m würde vollauf genügen. Im Anhang sind Fotos aus dem Landkreis Bamberg zu sehen, die so haarsträubend sind, dass man nur den Kopf schütteln kann. Überall in den fränkischen Fluren herrscht anstelle bunter Blumenvielfalt die Eintönigkeit vor. Schmetterlinge, deren Anzahl extrem abgenommen hat, aber auch andere Insekten sind auf Rückzugsgebiete angewiesen. Trotzdem werden, selbst während der Trockenperioden rücksichtslos solche Gebiete, die ja wichtige Futterquellen aufweisen, vernichtet. Mit Steuergeldern wird hier Naturzerstörung betrieben, die zum Himmel schreit. Leider haben sich in den letzten Jahren Bürokratien etabliert, denen der Schutz der Natur egal ist. Auch das Wissen über Zusammenhänge in der Natur und die Liebe zu ihr scheinen verschwunden zu sein. Die über Jahrmillionen gewachsene Artenvielfalt auf unserer Erde ist kein Zufall, und sie wird von uns Menschen rücksichtslos reduziert.

Ein Beispiel für eine negative Folge:

Die Nahrungskette wird schon auf einer ganz unteren Stufe empfindlich gestört. Vogelbruten verhungern, weil nicht genügend Insekten, die wiederum viel Blühendes brauchen, von den Vogeleltern gefunden werden. Von Vogelkundlern wird bereits empfohlen, wegen des mageren Angebots auch im Sommer zu füttern.
Der Wahn, der leider inzwischen in unserer Gesellschaft vorherrscht, ist, dass alles, auch die Natur, aufgeräumt und „gepflegt“ aussehen muss. Für Tiere und Pflanzen ist diese Einstellung verderblich, weil sie eben Lebensräume vernichtet. Sehr ungünstig ist weiterhin, dass sich auch die Gartenkultur verändert hat. Naturferne, fast sterile Gärten, in denen kein „Unkraut“ und Tier eine Heimat finden darf, sind leider stark im Kommen. Gerade deshalb müssen die nicht genutzten Flächen, sprich Straßen- und Wegränder, Raine und Gräben gehegt, aber nicht „totgepflegt“ werden.
Verderblich wirken sich auch die modernen Mähtechniken aus. Wird eine Wiese mit Kreisel- oder Balkenmäher abgemäht, wird das Schnittgut meist erst getrocknet, bevor es abtransportiert wird. Überlebende Organismen (Insekten, Raupen etc.) können entkommen und sich neue Nahrungsquellen suchen. Beim Mulchen allerdings, der fast ausschließlich an Straßen- und Wegrändern, Rainen und Gräben praktizierten Mähtechnik, gibt es kein Entkommen. Praktisch alle Lebewesen (Insekten, Eidechsen, Schnecken, Igel, Blindschleichen etc.) werden vernichtet. Darüber hinaus wird das Mähgut meist nicht abtransportiert und führt daher zur Überdüngung.
Das bedeutet, dass nur noch wenige robuste Pflanzen vorkommen, die von den Tieren gebrauchte Vielfalt verschwindet und Eintönigkeit vorherrscht. Großmundig wird in Broschüren von Artenvielfalt, Artenschutz, Naturschutz usw. geschrieben, aber die Realität sieht anders aus. Auch die Schönheit von Natur und Landschaft selbst scheint keine Rolle mehr zu spielen. Dabei wäre durch ein bloßes Unterlassen dieser übertriebenen „ Pflege“, die nebenbei noch Unsummen an Steuergeldern verschlingt, ein wichtiger Beitrag zum Naturschutz geleistet. Es muss dringend ein Umdenken bei den Behörden und den verantwortlichen Politikern stattfinden, sonst erleben wir eine ständig zunehmende Verarmung unserer Welt. Es muss durchgesetzt werden, dass überflüssiges Mähen an Flur- und vor allem Waldwegen und an Rainen und Gräben kategorisch untersagt wird, dass dort wo es wirklich nötig ist, viel schmäler gemäht wird und dass „ Pflegeverträge“ mit Firmen und Landwirten kritisch überprüft werden.

Der Zeitpunkt des Mähens sollte so spät wie möglich sein, auf alle Fälle nach dem Aussamen der Blumen. Insektenbiotope, wie zum Beispiel weite Hänge an Wegen und Gräben, sollten nicht kahl gemäht werden.

Abschließend mache ich einen Vorschlag, wie man Natur und Landschaft bereichern kann: Man sollte an Flur- und Waldwegen, an den Rainen und Grabenhängen, die man bisher nur „leer gepflegt“ hat, die Samen der heimischen Wildblumen ausbringen und diese blühen und aussamen lassen. Damit würde man einen aktiven und sehr sinnvollen Beitrag zum Natur- und Artenschutz leisten.