K l i m a w a n d e l u n d O b s t s o r t e n v i e l f a l t
Extreme Witterungsverhältnisse
Streuobstflächen, die früher nie von Wasser heimgesucht wurden, sind plötzlich über Wochen hinweg „Feuchtbiotope“.
Aber auch das Gegenteil haben wir im zu Ende gehenden Jahrzehnt erlebt: Heiße, trockene Sommer machten schwere Böden zu „Betonflächen“. Es bildeten sich armdicke Risse in der Erde. Hitze und Wind bekamen Zugang zu den Baumwurzeln.
Es steht fest, wir stehen am Anfang eines mit Riesenschritten auf uns zukommenden Klimawandels.
Wertvolle Eigenschaften alter Obstsorten
Zu jeder schlechten Nachricht gibt es meist auch eine gute.
Es existieren alte Obstsorten, die selbst den geschilderten schwierigen Witterungsextremen standhalten.
Die Apfelsorten „Schöner von Pontoise“ oder „Tiefblüte“, um nur zwei beispielhaft zu nennen, kommen mit „nassen Füßen“ gut zurecht, während der „Grüne Fürstenapfel“ oder die „Trennfurter Goldrenette“ sich gegen anhaltende Trockenheit tapfer zu behaupten wissen.
(Robuste reich tragende Apfelsorte, die Ende der 1960er Jahre
aus einem Kern gezogen wurde; der Baum
steht auf Sandboden, innerhalb einer
wild wachsenden Hecke und wurde
nie geschnitten)
Alte Obstsorten – eine traurige Entwicklung
Um die Jahrhundertwende dürfte es in Deutschland noch zwischen 3000 und 5000 Apfelsorten gegeben haben.
Mitte des 20. Jahrhunderts kam dann die Zeit des großen Kahlschlags. Die Bedeutung der Sorten richtete sich nur noch nach Handelswert und Lagerfähigkeit. Die Marktlage entschied über den Fortbestand vieler Obstsorten.
Der Marktanteil der Sorte „Golden Delicious“ betrug 1972 schließlich 56 %.
Ganze 4 Haupt- und 2 Nebensorten wurden z. B. von der Bayer. Landesobstsortenkommission 1972 noch empfohlen.
Heute hat sich die Situation zwar wieder deutlich gebessert. Trotzdem können Experten gerade noch 400 bis 500 verschiedene Apfelsorten ausfindig machen. Viele sind in der „Zeit der großen Rodungen“ dauerhaft verschwunden, und von vielen der verbliebenen alten Sorten gibt es in der Natur nur noch wenige Bäume, oftmals in schlechtem Zustand.
Wiederverbreitung alter Obstsorten – ein Gebot der Stunde
Zu Recht werden Besucher dieser Homepage fragen, wo finde ich sie denn, die alten Sorten, die extreme Nässe und Trockenheit vertragen? Meine Baumschule kennt sie nicht!
Es reicht in der Tat nicht aus, dass wertvolle alte Sorten in „Erhaltenden Einrichtungen“ gehegt und gepflegt werden. Die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes müssen Zugang zu diesen wertvollen Resourcen bekommen. Die alten Sorten unter Verschluss zu halten, macht keinen Sinn.
Versandbaumschulen sollten eigentlich Zentren der Verbreitung der Obstsortenvielfalt sein. Es gibt in Deutschland aber viel zu wenige, die über ein ausreichendes Sortiment an alten Obstsorten verfügen.
B e z u g s q u e l l e n – L i s t e
– ein Versuch, Informationsdefizite auszugleichen –
Die Liste gibt Antwort auf die Fragen:
* Welche Obstsorten sind alt und besonders erhaltenswert?
* Welche alten Obstsorten eignen sich für welche Böden?
* Welche Erkenntnisse gibt es zu Geschmacksrichtung, Lagerfähigkeit und
anderen wichtigen Sorteneigenschaften?
* Wo kann man eine ganz bestimmte alte Obstsorte als Jungpflanze oder
als Reis zum Beispiel kaufen?
Was Sie sonst über die Liste wissen sollten:
* Die Liste wird von niemandem gesponsert. Sie ist ein privater Versuch,
die Situation im Bereich Arten- und Sortenvielfalt ein wenig zu verbes-
sern.
* Ob dem Versuch Erfolg verbeschieden ist, hängt von den Besuchern der
Homepage ab („Naturschutz-zum-Mitmachen“).
* Wer sich als Bezugsquelle für Jungpflanzen oder für Reiser eintragen
lässt, fördert die Verbreitung und damit den Erhalt alter Obstsorten.
* I n d i e L i s t e w e r d e n n i c h t a u f g e n o m m e n :
– Sorten, die empfindlich auf äußere Einflüsse reagieren und sehr hohe
Ansprüche an die Bodenqualität, das Klima oder die Schnittpflege
stellen oder die zufriedenstellende Erträge nur bei Einsatz chem.
Pflanzenschutzmittel erbringen.
– neue Sorten, die noch keine 20 Jahre gehandelt werden.
– im Interesse der Übersichtlichkeit der Liste mehr als fünf Bezugsquellen
für Jungpflanzen oder für Reiser.
* E h r e n a m t l i c h e I n i t i a t i v e
Geld verdirbt nicht nur den Charakter, sondern auch den Erfolg noch so
gut gemeinter Projekte. Daher meine Empfehlung an nicht kommerzielle
Bezugsquellen von Reisern:
Verlangen Sie für die Abgabe der Reiser kein Geld. Bitten Sie die
Empfänger jedoch um eine kleine Spende an Naturschutzinitiativen (z. B.
Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz etc.), die sich um den
Erhalt der Artenvielfalt bemühen.
* V e r a n t w o r t l i c h h a n d e l n
Falls Sie sich als Reiserbezugsquelle in die Liste eintragen lassen,
kontrollieren Sie bitte Ihren Obstbestand regelmäßig auf Krankheiten.
Wenn Sie sich bei Krankheitssymptomen nicht sicher sind, stellen Sie den
Reiserversand bitte vorsichtshalber ein und holen Sie sich unbedingt
den Rat eines Fachmanns.
Wir würden dem Naturschutz keinen guten Dienst erweisen, wenn diese
Initiative neben der Verbreitung alter Obstsorten auch zu einer
Verbreitung gefährlicher Krankheiten, wie z. B. Feuerbrand, führen
würde.
Was die Reiser-Qalität anbelangt, bitte ich Privatpersonen, die sich als
Bezugsquellen eintragen lassen, folgende Tipps zu berücksichtigen:
* Verwenden Sie keine Triebe, die aus dem Stamm herausgewachsen sind
Sie eignen sich nicht als Reiser.
* Triebe aus dem oberen Kronenbereich sind besser geeignet, als solche
aus dem unteren.
* Schneiden und versenden Sie in den Monaten Dezember/Januar bei
frostfreiem Wetter.
* Als Innenverpackung eignet sich ein Plastikbeutel mit feuchtem Moos,
das Sie mit einem Eisenrechen aus dem Rasen oder aus einer Wiese
entnehmen können.
S c h o n j e t z t D a n k e f ü r s M i t m a c h e n !